ADFC weist Forderungen nach Helmpflicht zurück

Pressemitteilungen

19. Oktober 2011

Der ADFC wendet sich entschieden gegen Überlegungen des Bundesverkehrsministers Dr. Peter Ramsauer, zur Verbesserung der Verkehrssicherheit eine Helmpflicht für Radfahrer einzuführen. Der Minister hatte eine entsprechende Regelung angedroht, falls sich die Helmtragequote von Radfahrern in den nächsten Jahren nicht „auf weit über 50 % erhöht".

„Radfahren ist sicher – egal ob mit oder ohne Helm", entgegnet Ulrich Syberg, ADFC-Bundesvorsitzender. Eine Helmpflicht wälze die Verantwortung für Unfälle auf die gefährdeten Radfahrer ab, statt die Ursachen zu bekämpfen. Tatsache ist, dass die meisten Unfälle zwischen Autofahrern und Radfahrern von den Autofahrern verursacht werden. Der ADFC fordert daher flächendeckend Tempo 30 in Wohngebieten und sichere Radverkehrsführungen, um Zusammenstöße zu verhindern oder ihre Folgen zu vermindern.

Zweifellos kann ein Helm das Risiko von Kopfverletzungen verringern. Doch wo das freiwillige Tragen eines Helmes die Sicherheit erhöht, kann eine Helmpflicht das genaue Gegenteil bewirken. Das klingt paradox, ist aber durch Studien hinreichend belegt: So führte 1991 die Einführung der Helmpflicht in Australien zu einem dramatischen Rückgang des Radverkehrs. Die Zahl der Kopfverletzungen sank zwar absolut, im Verhältnis zur Zahl der Radfahrer nahm sie aber zu. Durch die Helmpflicht stieg also das individuelle Verletzungsrisiko für die verbliebenen Radfahrer: Da immer weniger im Straßenverkehr zu sehen waren, nahmen Autofahrer auch weniger Rücksicht.

„Wer die Sicherheit für alle Radfahrer nachhaltig erhöhen will, muss deshalb für mehr und nicht für weniger Radverkehr sorgen", sagt Syberg. Dazu müsse Ramsauer die angekündigte Kürzung der Bundesmittel für den Radverkehr für 2012 von 80 auf 60 Millionen wieder zurücknehmen und die Einführung von technischen Sicherheitssystemen wie Abbiegeassistenten für Lkw, Außen-Airbags und Türöffnungs-Warnern voranbringen. Auch der Deutsche Bundestag und das Bundesverkehrsministerium selbst haben die Forderung nach einer gesetzlichen Helmpflicht in der Vergangenheit mehrfach zurückgewiesen.

Immer mehr Menschen setzen auf das Fahrrad als umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Alternative zum Auto. „Wir beobachten einen regelrechten Boom des Fahrradfahrens. Eine Helmpflicht wird diesen positiven Trend aber mit einem Schlag zunichte machen", warnt Syberg. „Eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik muss in die Attraktivität des Radverkehrs investieren, statt den Menschen das Radfahren zu vermiesen."

Weitere Informationen

» ADFC-Position zur Helmpflicht
» ADFC-Pressemitteilung vom 06. April 2011: Bekleidungsvorschriften statt Verkehrssicherheit

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